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Totalverdummung

"StoragePunk"-Band aus der Kleinstadt Hartenstein bei Zwickau, gegründet 2008.

Haben wohl die ersten acht Jahre ihrer Existenz mit ordentlich Biertrinken statt ordentlich Tonträgerproduktion zugebracht ... erster Konzerthinweis stammt von 2012. Seit 2014 spielt Domi parallel Bass bei der Zwickauer Punk-Band Klostein.

Die Band im Netz: totalverdummung.jimdo.com | Facebook

Besetzung

  • Dani - g, voc
  • Vinne - g
  • Domi - bg
  • Timm - dr

Musik


Ausschnitt von Bierschinken.net über das Störfaktor #9 07.07.2017

TOTALVERDUMMUNG. Die legen doch schon mal gut vor. Es gibt Deutschpunk, der ohne Peinlichkeiten und relativ frisch und authentisch vorgetragen wird.
Wie an den T-Shirts gut zu erkennen, handelt es sich hier um eine Band, die sich zu großen Teilen aus dem Ordnerumfeld rekrutiert. Denen kann man auch ruhig mal ein Bier ausgeben. Dem Sänger vielleicht lieber ein Eis, schließlich war dieser die meiste Zeit damit beschäftigt, an den unmöglichsten Orten rumzuliegen.

Treffenderweise wird dann noch Knochenfabrik gecovert. Ich glaube es war "Filmriss". Würde jetzt aber nach drei Tagen Non-Stop-Kanne-Geben nicht mehr drauf wetten.

Aus dem Proud to be Punk Fanzine #25

erscheint hier bald


Aus dem Ox-Fanzine #129 Dezember 2016

Eine Split-LP, zweimal Deutschpunk der treibenden Art, dennoch gibt es deutliche Unterschiede zwischen beiden Bands. Während TOTALVERDUMMUNG sehr rotzig und teilweise sogar melodisch klingen, geht es bei KLOSTEIN eher düster und eine Spur härter mit leichtem Neunziger Einschlag zur Sache. Die politischen Themen haben beide gleichermaßen, wobei man bei TOTALVERDUMMUNG auch den einen oder anderen punk-typischen Song über übermäßigen Biergenuss zu 
hören bekommt. Tolle Bandnamen, eine mit 18 Titeln vollgepackte LP und 100% Deutschpunk. Eine sehr gute Gelegenheit, um beide Bands kennen zu lernen.
(Sven Grumbach 8/10)    
© by Ox-Fanzine / Ausgabe #129 (Dezember16/Januar17 2016


Freie Presse 27.12.2015

Wut und Spaß gegen die Resignation

Was den einen am ersten Weihnachtsfeiertag das Dark Storm Festival in der Stadthalle ist, ist den anderen der Weihnachtspogo im Alternativen Jugendzentrum in Chemnitz - eine gelungene Mischung aus Ernst und Ironie.

Von Matthias Zwarg
erschienen am 27.12.2015

Chemnitz. "Ich will weg von hier", singen die Alt-Punker No Exit aus Berlin - rund 300, oft Irokesenschnitt-geschmückte Gäste wollten aber nicht weg, sondern ins AJZ und unterhielten sich blendend bei dem hochkarätigen Band-Line-Up. Den Anfang machten mutig und frech Totalverdummung und Tödlicher Irrtum, bevor die Alt-Punker No Exit die Bühne gewohnt souverän rockten, gegen Führer-Kult und für Selbstverwirklichung zu Felde zogen. Noch etwas mehr frische Wut und Mut brachten die bayerischen Punker namens Dorks mit - braucht man im Freistaat wohl auch, um so laut und überzeugt wie Dorks "gegen die Resignation" zu schreien: "Say it loud, say it clear, refugees are welcome here." Diese Konsequenz wurde zum Abschluss des Parforce-Ritts höchstens noch von dem baden-württembergischen Trio mit dem einfallsreichen wie einprägsamen Namen Bums übertroffen, die sich in bester Punk-Tradition staatsfern und kritisch durch die Nacht lärmten. Etwas diffiziler geht Rantanplan vor, eine der wenigen Ska-Bands, von der man mehr als drei Lieder hören kann, ohne zu denken: Hatten wir doch grade schon. Die Jungs um Sänger und Gitarristen Torben Meissner sind "Natural Born Altona", wie ein Lied heißt, verbinden tanzbaren Bläsersound mit politischen Aussagen gegen Gentrifizierung, Neubauten, deren Wohnungen "kein Arbeiter bezahlen" kann, aber auch poetischen Innenansichten.

Die eigentlichen Stars der Nacht aber waren Hartmut & Freunde. Die drei bis vier Vollblutmusikanten um ihren Chef Hartmut sind multimediale Konzeptkünstler, wobei das Multimedium aus einem ausgeschlachteten Junost-Fernseher mit Standbild und einem Keyboard besteht, das manchmal mit elektrischem Strom funktioniert. Die Vollblutkomödianten mit Mut zum Extremismus in Sachen Design und Mode haben sich die schier unerfüllbare Aufgabe gestellt, das weltmusikalische Erbe von "Daddy Cool" bis Lou Reeds "Perfect Day" mit auch für das Prekariat verständlichen deutschen Texten unter die Leute zu bringen. Denn Bildung ist bekanntlich nicht nur der Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung, sondern auch ein wichtiges Werkzeug, um Vorurteile wie "Alle Menschen sind gleich" abzubauen. Denn Hartmut ist anders. Über Zeilen wie "Alle Uhren bleiben stehn, wenn wir uns in die Augen sehn" konnte, wer wollte und noch nicht zu betrunken war, lange nachdenken. Kulinarisch-vegetarisch unterstützt vom Dorf und seinen Trotteln aus Waldkirchen, war es ein Abend für alle - überzeugend, nicht nur für diejenigen, die ohnehin Punk mögen, in bester Weihnachtspogo-Tradition.
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Freie Presse 27.12.2014

Schwarzweiß oder bunt: Wo der Feiertags-Alltag weggerockt wird

Dark Storm und Weihnachtspogo sind die größten und ältesten Chemnitzer Feiertagsfestivals. Sie locken mit verschiedenen Konzepten immer wieder reichlich Publikum an.

Von Matthias Zwarg
erschienen am 27.12.2014

Alle Jahre wieder: Die einen holen am ersten Weihnachtsfeiertag das kleine Schwarze heraus, die anderen stylen sich die Haare noch einmal zur Irokesenbürste. Die einen zieht es in die Stadthalle zum Dark Storm Festival, die anderen zum Weihnachtspogo ins Alternative Jugendzentrum (AJZ).

Das Dark Storm erlebte in diesem Jahr schon seine 18. Auflage - und die Stadthalle war am Donnerstagabend bestens gefüllt. Dafür sorgten neben dem Headliner Project Pitchfork sicher auch Bands wie die Grausamen Töchter aus Hamburg, deren erotisierende Show nichts für schwache Nerven ist. Ein bisschen war es aber auch wie immer - viele Bands haben schon öfter beim Dark Storm gespielt, neue und interessante Acts sind nicht so leicht zu finden.

Das Festival ist auch ein Treffpunkt Gleichgesinnter. Nicht nur was die Musik betrifft, ist es der Kontrapunkt zur erzgebirgischen Weihnachtsidylle. Hier werden echte Freundschaften gelebt und gepflegt, manche der Gäste unterhalten sich wohl mehr, als dass sie Musik hören. Obwohl das auch lohnen kann: Das mexikanische Electro-Duo Hocico gibt es zwar schon seit 1993, ist aber immer noch hörenswert. Mit einem Urschrei starten die Künstler ihre Show, in der es auch sozialkritische Kommentare zu ihrer Heimat gibt. Auf Individualität setzt ebenso Megaherz. Mit brachialen Liebesliedern rudern die Münchner "Gegen den Wind", was auch ihre Fans auf gewisse Weise vereint.

Und was einige hundert Punkrock-Liebhaber im AJZ genau so zelebrieren. Die Bands hier sind direkter, politischer - schon einige Namen deuten an, worum es ihnen geht: Missstand, Totalverdummung, Zusammrottung, Abstürzende Brieftauben (die Sterne des Abends). "Friede den Hütten, Krieg den Palästen" schreit die Band C.O.R. euphorisch in die Mikrofone, plädiert für den lokalen Einzelhandel, und die Zusammrottung verlangt "Geh deinen Weg" gegen den Mainstream. Welcher das sein könnte, bleibt auch gar nicht im Dunkeln. "Refugees Welcome", Flüchtlinge sind willkommen, leuchtet es von T-Shirts, und ein Informationsblatt setzt sich kritisch mit Pegida auseinander: "Aber den politischen Diskurs um die Herzen und Köpfe der Mehrheit muss man ... führen, und zwar, indem man eine offene, bunte und gemischte Gesellschaft offensiv als die bessere - und auch wirtschaftlich erfolgreichere - verteidigt, anstatt Paranoikern auch noch indirekt Recht zu geben, indem man suggeriert, ihre 'Sorgen' seien 'berechtigt'", heißt es da. Selbst die Diskussionen am veganen Verpflegungsstand, den das Alternative Zentrum Dorftrottel aus Waldkirchen betreibt, bekommen eine politische Dimension, wenn zum Beispiel der Verantwortliche für die demolierte Mayonnaise-Tube gesucht wird: "Keiner will in diesem Land Verantwortung übernehmen."

Zwei Festivals, zwei Konzepte, die selbst für eine bunte, tolerante, mitfühlende Gesellschaft stehen. Die einen in und Schwarz und die Andern in Bunt. Und als spät in der Nacht die Besucher das AJZ und die Stadthalle verlassen, ist die Welt für alle weiß - schneeweiß.

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